Nach dem Sturm Ende März, der einige Verluste unter den Brutvögeln mit sich brachte, beruhigte sich das Wetter. Die Temperaturen blieben aber meist wenig frühlingshaft, sodass viele Langstreckenzieher erstmal abwarteten. Dennoch erreichten einzelne Ind. den Hamburger Raum sehr früh.
 

Ankunft

Den Auftakt der Erstbeobachtungen im Berichtsgebiet machte eine leicht verfrühte Wiesenschafstelze am 01.04. in der Haseldorfer Marsch/PI. Es folgten die Seeschwalben, mit 1 Küstenseeschwalbe am 02.04. (Twielenflether Sand/PI) und 1 Flussseeschwalbe am 03.04. (Moorburg/HH). Früh dran war die erste Uferschwalbe am 04.04. (Mühlensand/HH). Während am selben Tag der erste Baumpieper (Wandse-Stauteich/HH) zeitlich genau passte, war ein Fitis (Boberger Dünen/HH) längst überfällig. Am 05.04. gelang die erste Sichtung einer Beutelmeise an der Kleientnahme Krümse/WL. Eine Nachtigall am 07.04. in Neu Wulmstorf/WL war extrem früh dran. Nach dem ersten Regenbrachvogel am 09.04. (Kleientnahme Krümse/WL) folgten am 10.04. Gartenrotschwanz (Kleiner Brook/HH) und Steinschmätzer (Feldmark Hohenmoor/SE), beide verspätet. Am 12.04. rief das erste Tüpfelsumpfhuhn an der Unterelbe (Pagensand/PI). Leicht verfrüht erschien am 13.04. die erste Mehlschwalbe (Sachsenwald/RZ). Deutlich früher als im Schnitt sang auch der erste Waldlaubsänger am 14.04. im Höpen/WL. Ebenfalls verfrüht erschienen am folgenden Tag Gartengrasmücke (Reinbek/OD) und Feldschwirl (Kleientnahme Krümse/WL). Eine Woche eher als im Mittel wurde dann am 16.04. der erste Mauersegler vom Öjendorfer See/HH gemeldet. Am gleichen Tag konnte der aufmerksame Beobachter einen Wendehals im Neuen Botanischen Garten/HH entdecken.

Durch die Kaltfronten aufgehalten wurden Klappergrasmücke und Trauerschnäpper, beide Arten erschienen verspätet am 17.04. (in Fleestedt/WL bzw. im Niendorfer Gehege/HH). Während die Bestimmung einer weibchenfarbenen Weihe im April durchaus kniffelig sein kann (wie eine Wiesenweihe am 18.04. bei Wakendorfer Moor/SE), stellten die ersten Baumfalken am 19.04. (Himmelmoor/PI und Duvenstedter Brook/HH) keine Schwierigkeiten dar. Ebenfalls an diesem Tag wurden eine frühe Dorngrasmücke (Neugrabener Moor/HH) und ein früher Schilfrohrsänger (Kirchwerder Wiesen/HH) gemeldet. Der 20.04. brachte den ersten Teichrohrsänger (Bishorster Sand/PI) und einen sehr frühen Grauschnäpper (Bramfeld/HH) in den Hamburger Raum. Ebenfalls deutlich verfrüht war ein Neuntöter am 21.04. in den Kirchwerder Wiesen/HH. Ein Kuckuck am 22.04. in Stellau/OD passte wieder gut ins langjährige Mittel. Am 24.04. begann der Durchzug von Bruchwasserläufer (Kleientnahme Krümse/WL) und Thunbergschafstelze (Himmelmoor/PI), gefolgt von Temminckstrandläufer (Wedeler Marsch/PI) und Rohrschwirl (Kleientnahme Krümse/WL) am 25.04. Am nächsten Tag erschienen Trauerseeschwalben (Winsener Marsch/Krümse/WL) und – deutlich früher als üblich – ein Sumpfrohrsänger (Delingsdorf/OD). Ebendort sang am 26.04. der erste Sprosser des Jahres und ein früher Wespenbussard zog am 27.04. über Langenhorn/HH nach NE.

Brut

Im April sind viele Arten mit der Brut beschäftigt, so konnten am 10.04. z. B. 226 besetzte Nester in der Kormorankolonie an der Haseldorfer Binnenelbe/PI gezählt werden. In einer der wenigen Graureiher-Kolonien im Berichtsgebiet am Bramfelder See/HH gab es am 12.04. bereits Nachwuchs. Erfreulicherweise waren auch die Kolonien am Gut Kaden/SE und Öjendorfer See/HH besetzt. Auf eine gute Brutsaison für die Art lassen 5 balzende Wasserrallen am 05.04. in der Reit/HH hoffen. Die Ausgleichsmaßnahme Kreetsand/HH lockte am 04.04. einen Flussregenpfeifer an, während 8 Sandregenpfeifer am 23.04. auf dem Kl. Grasbrook/HH zwar brüten wollten, vermutlich aber durch Bauarbeiten auf der Fläche gestört wurden. Im Wittmoor/HH balzte am 22.04. ein Waldschnepfen-Paar, was einen neues Brutvorkommen wäre. In der Möwenkolonie auf der Pionierinsel/STD wurden am 18.04. 40 Schwarzkopfmöwen gezählt. Im einzigen regelmäßiger besetzten Raufußkauz-Brutgebiet, dem Sachsenwald/RZ, konnte am 16.04. ein Brutnachweis erbracht werden. Ob dies bei einem späten Raubwürger am 29.04. in Kirchwerder/HH gelingt, bleibt abzuwarten und wäre eine kleine Sensation.

Zug und Rast

Wie schon im Vormonat wurde auch im April kaum auffälliges Zuggeschehen registriert. Zu den wenigen Ausnahmen zählten 60 Große Brachvögel am 14.04. an der Pinnaumündung/PI und 5 Regenbrachvögel am 30.04. über der Wedeler Marsch/PI, die nach NE zogen, sowie 10 (16.04. Rahlstedt/HH) bzw. 25 Seidenschwänze (17.04. Wandsbek/HH), die erstaunlicherweise gen W unterwegs waren. Während die letzten Wintergäste noch im Berichtsgebiet verweilten (z. B. 1 Raufußbussard 11.04. Nienwohlder Moor/OD, 2 Bergfinken 29.04. Volksdorf/HH und 1 Zwergsäger 30.04. Kleientnahme Krümse/WL), nahmen bei einigen Arten die Rastbestände noch zu. Mit 131 Höckerschwänen wurde die Maximalzahl am 27.04. (Kleientnahme Krümse/WL) ermittelt. Beeindruckend waren 16.000 Weißwangengänse am 15.04. am Schlafplatz im Fährmannssander Watt/PI. Bei vielen Entenvögeln sanken allerdings die Maximalzahlen im Vergleich zum Vormonat durch den Abzug in die Brutgebiete, dennoch wurden bis zu 180 Schnatterenten am 12.04. in Moorburg/HH gezählt. Immer ein hübscher Anblick im April sind rastende Schwarzhalstaucher, wie ein Trupp mit 7 Ind. am 28./29.04. auf dem Allermöher See/HH. Immer noch hoch war auch die Zahl von max. 25 Silberreihern am 07.04. an der Kleientnahme Krümse/WL.

Die Rastbestände vieler Watvogelarten erreichten im April ihr Frühjahrsmaximum: Bis zu 23 Säbelschnäbler (23.04. Bishorster Sand/PI), 13 Uferschnepfen (17.04. Wedeler Marsch/PI), 11 (!) Zwergschnepfen (25.04. Kleientnahme Krümse/WL), 56 Bekassinen (23.04. Kleientnahme Krümse/WL), 14 Dunkle Wasserläufer (25.04. Wedeler Marsch/PI) und 27 Grünschenkel (24. u. 27.04. Wedeler Marsch/PI) wurden gezählt. Eine hohe Zahl für das Gebiet stellten auch 30 Kampfläufer am 05.04. in Alsterniederung/SE dar. Dagegen waren Goldregenpfeifer wie im Frühjahr üblich mit max. 4 Ind. am 24.04. in der Wedeler Marsch/PI sehr selten. Ende des Monats setzte dann der Zwergmöwen-Durchzug ein, so jagten am 24./25.04. 40 Ind. in der Wedeler Marsch/PI. Hoffnung auf ein mögliches Brutvorkommen machten 8 Sumpfohreulen am 02.04. auf Schwarztonnensand/STD, wobei das Gros sicher Durchzügler waren. Die seit Anfang des Monats im Neuen Botanischen Garten/HH gemeldeten Seidenschwänze (max. 37 Ind. am 08.04.) erfreuten noch den ganzen April über zahlreiche Beobachter. Außergewöhnlich war der Ringdrossel-Durchzug: neben zahlreichen teilweise innerstädtischen Beobachtungen, gab es große Rastrupps von bis zu 25 Ind. am 20.04. in der Kollauniederung/HH. Ebenfalls hoch war die Anzahl von 60 Bachstelzen am 27.04. im Himmelmoor/PI.

Seltene Durchzügler und ein Exot

Wie schon im März, gab es auch im April keine „echten“ Seltenheiten zu vermelden. Dafür erregte eine Reihe von „Halbseltenheiten“ Aufmerksamkeit: Die einzige Ringelgans-Meldung stammt vom 23.04. mit 3 Ind. am Bishorster Sand/PI. Dagegen waren bis zu 3 Kurzschnabelgänse ab 09.04. längere Zeit auf dem Kleiner Brook/HH anwesend. Der Star unter den Gänsen war jedoch eine vorjährige Zwerggans, die ebendort vom 05.04. bis 30.04. rastete. Der Vogel stammte aus einem schwedischen Auswilderungsprojekt, wie die Ringe und der Sender auf dem Rücken des Vogels verrieten –war also leider kein Wildvogel! Vielleicht durch die hohe Gänse-Beobachterdichte bedingt, wurde dann auch noch eine Bergente vom 04.-10.04. auf der Hohe und im Kleinen Brook/HH entdeckt. Zwei Weibchen dieser Art rasteten am 16.04. im Holzhafen/HH. Am 06.04. schwammen 3   Trauerenten im Mühlenberger Loch/HH und zwei Tage später 2 Ind. auf der Außenalster/HH. Um die Monatsmitte bestehen mit etwas Glück gute Chancen, einen Wiedehopf im Berichtsgebiet zu entdecken, wie gleich zwei Beobachtungen – am 11.04. in Eidelstedt/PI und 19.04. an der Kleientnahme Krümse/WL – wieder mal bestätigen. Nach einer einzelnen Gelbkopf-Schafstelze am 29.04. in Eschschallen/PI, wurden dort am Tag drauf gleich 3 Ind. festgestellt, was eine hohe Anzahl für den Hamburger Raum ist. Sehr hübsch aber sicher einem Käfig entflogen war ein Diamanttäubchen am 23.04.in Harvestehude/HH.

Guido Teenck