Geschichte der Codierung von ornithologischen Beobachtungen
Bis Mitte der 1960er Jahre waren beim „Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg“ 120.000 Beobachtungen - überwiegend handschriftliche Aufzeichnungen - angefallen. Zu diesem Zeitpunkt wurde allen Beteiligten bewußt, daß Art- oder Gebietsbearbeitungen - bei steigender Zahl der Daten - mit den üblichen Karteikarten nicht mehr möglich sein würden und unsere Kartei bald nutzlos in Karteikästen lagern müßte. Alfred Kohlus, versiert in der damaligen elektronischen Datenverarbeitung, machte zu diesem Zeitpunkt den Vorschlag, unsere Beobachtungskartei auf „Lochkarten für maschinelle Verarbeitung“ umzustellen.
Da die erforderlichen Angaben wie Vogelart, Aktivität, Lebensraum usw. aus Platzgründen nicht als ausgeschriebene Wörter in die Karten gelocht werden konnten, mußten für diese Begriffe Zahlencodes entwickelt werden, die auch aus heutiger Sicht nicht von Nachteil sind. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Alfred Kohlus erstellte hierfür die erforderlichen Zahlencodes. So wurde jeder Vogelart, deren Aktivitäten und deren Lebensräume eine Zahl zugeordnet; dies geschah z. B. auch für Alter, Geschlecht, Totfund, Wetter usw. Den Beobachtungsort bestimmte man mit den Gauß-Krüger-Koordinaten, und zwar auf 1 qkm bzw. - in Ausnahmefällen - auf 4 ha genau. Auch dies war eine richtige Entscheidung, weil die heutigen Programme z. B. Verbreitungskarten nur aufgrund eines Koordinatensystems erstellen können. Alle Codes und weitere Informationen wurden in einer „Codieranweisung“ zusammengefaßt.
Unser Berichtsgebiet umfaßt auch schleswig-holsteinische und niedersächsische Gebiete, die an Hamburg grenzen; dies geschah u. a. auf Drängen des Naturschutzamtes, das Informationen aus Nicht-Hamburger Gebieten haben wollte, in die die Freie und Hansestadt Hamburg Zuschüsse für Naturschutzmaßnahmen zahlte.
Anfangs wurden die Beobachtungen weiterhin auf Karteikarten abgegeben. Diese mußten dann von einzelnen Mitarbeitern des Arbeitskreises und von Studenten unter Führung des damaligen Arbeitskreisleitungs-Mitgliedes Dr. Knut Haarmann (jetzt Bonn) codiert, in Listen eingetragen und anschließend über einen IBM-Schreiblocher auf Lochkarten übertragen werden. Einige Beobachter lochten mit Hilfe eines ca. 20 DM teueren Gerätes ihre Beobachtungen selbst auf die Karten. Nachdem die gelochten Beobachtungen geprüft waren, wurden sie auf Magnetband gespeichert. Die Bearbeitung im Rechenzentrum der Universität Hamburg übernahm der damalige Mathematikstudent Dr. Günther Radach.
Über Schulungen der Beobachter erreichte man im Laufe der Zeit, daß bald alle Beobachtungen codiert in Listen beim Arbeitskreis eingingen. Um die auf Magnetband gespeicherten Daten auszuwerten, wurden besondere Programme entwickelt, so z. B. ein Arten- und ein Gebietsprogramm. Die Auswertungen erfolgten zu damaliger Zeit im Rechenzentrum der Universität Hamburg, bei dem rechtzeitig Rechnerzeiten beantragt werden mußten.
Die weitere Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung ist hinreichend bekannt. Heute befindet sich die Datei der Zufallsbeobachtungen auf den Rechnern unserer Arbeitskreisleitung. Die Abgabe der Beobachtungen erfolgt aber nur noch zu 10 % in Listen; 90 % der codierten Beobachtungen erreichen uns jetzt auf Datenträgern oder per E-Mail. Dies wurde ab 1990 möglich, weil unsere Beobachter zunehmend PC besitzen und Hans-Hermann Geißler ein Eingabeprogramm zum Codieren der Beobachtungen schrieb. Diese Entwicklung wurde noch gefördert, in dem wir - besonders durch Jürgen Dien - bei Firmen usw. ausrangierte PC’s besorgten und diese unseren Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung stellten. Seit 2012 das Meldeportal ornitho.de des DDA online ist, besteht auch darüber die Möglichkeit Beobachtungen einzugeben.