Die erste Hälfte des Januar 2014 war frühlingshaft mild und relativ niederschlagsreich, erst ab dem 18.01. sanken die Temperaturen und erreichten am 26.01. ihren Tiefststand. Kalter Ostwind brachte Dauerfrost und führte zur schnellen Vereisung der Gewässer, was zur Kälteflucht vieler Wasservögel führte.

Zugbewegungen

Insgesamt war das Zuggeschehen im Januar erwartungsgemäß ruhig. Witterungsbedingt wechselten in der ersten Monatshälfte v. a. Entenvögel in östlich gelegene Rastgebiete z. B. 480 Saatgänse am 01.01. über Billwerder/HH. Mit einsetzender Kälte „flüchteten“ dann viele dieser Arten wieder Richtung Westen, darunter die selten im Berichtsgebiet zu beobachtenden Zwergschwäne mit 14 Ind. am 25.01. im Duvenstedter Brook/HH und 15 Ind. am 28.01. über Neuendeich/PI. Auch die bisher ausharrenden Kraniche (u. a. 60 Ind. am 23.01. über Rönneburg/HH) wichen Kälte und Schnee aus, der die Nahrungsflächen unzugänglicher machte. Ein Waldwasserläufer, der am 30.01. über Grävenlohe/OD nach Süden zog, hatte es allerdings lang ausgehalten.

Rastvögel

Dem Witterungsverlauf entsprechend zeigte sich bei den rastenden Wasservögeln ein zweigeteiltes Bild: Während in den milden Wochen Anfang des Monats die traditionellen Nahrungsgebiete im Elbtal noch gut besucht waren (max. 96 Höckerschwäne 01.01. Seestermüher Marsch/PI, 650 Blässgänse 18.01. Haseldorfer Marsch /PI, 7500 Weißwangengänse 12.01. Wedeler Marsch/PI, 400 Brandgänse 12.01. Mühlenberger Loch/HH, 48 Schnatterenten 02.01. Kleientnahme Krümse/WL, 50 Pfeifenten 05.01. Altengammer Vorland/HH, 1250         Stockenten 18.01. Hahnöfer Nebenelbe/STD, 1000 Krickenten 05.01. Pinnaumündung/PI und 300 Reiherenten 05.01. Kalte Hofe/HH), wurden die zufrierenden Gewässer und Grünlandgebiete nach dem Kälteeinbruch teilweise geräumt. Größere Konzentrationen gab es dann sowohl auf den noch eisfreien Stillgewässern (z. B. bis zu 800 Kanadagänse am 26.01. auf der Kiesgrube Appen-Etz/PI, 25 Haubentaucher am 24.01. auf der Außenalster/HH und 375 Blässhühner am 30.01. auf dem Kuhmühlenteich/HH), als auch auf der Elbe mit max. 65 Schellenten und 24 Zwergsägern am 27.01. bei Fliegenberg/WL.

Die am Öjendorfer See/HH überwinternde Rohrdommel wurde bis zum 15.01. gemeldet. Dort machten auch 2 Wasserrallen am 01.01. auf sich aufmerksam. Regelmäßig wurden einzelne Raufußbussarde in ihren Winterrevieren gesehen, z. B. am 01.01. im Duvenstedter Brook/HH, am 05.01. in Wedel/PI und am 21.01. im NSG "Hainesch-Iland"/HH. Und wie üblich trieb der Kälte- und Schneeeinbruch einzelne Waldschnepfen weit in die Stadt hinein, z. B. am 21.01. beim Berliner Tor/HH und am 25.01. im Jacobipark/HH. Bis Mitte Januar rasteten noch einige „Winter“-Limikolen im Berichtsgebiet, z. B ein Goldregenpfeifer am 08.01. und bis zu 170 Kiebitze am 12.01. in der Wedeler Marsch/PI sowie max. 60 Große Brachvögel am 11.01. im Altengammer Vorland/HH. Unbeeindruckt vom Wintereinbruch waren 3 Bekassinen am 22.01. im Bishorster Vorland/PI und bis zu 230 Alpenstrandläufer am 28.01. im Fährmannssander Elbwatt/PI. Letztere überwintern traditionell an dieser Stelle und bleiben auch in Kältewintern dort. Durch den Wintereinbruch nahm zum Ende des Monats die Anzahl der im Hamburger Raum rastenden Möwen zu, so konnten bis zu 2000 Lachmöwen (24.01. Außenalster/HH), 287 Silber- und 4 Mittelmeermöwen (18.01. Hachedesand/WL) sowie 12 Steppenmöwen (26.01. Altona-Norderelbe/HH) gezählt werden. Hingegen scheint die Witterung keine nennenswerte Auswirkung auf die Rastbestände der Rabenvögel gehabt zu haben, die Höchstzahl an Saatkrähen wurde am 07.01. mit 800 Ind. in Billwerder/HH ermittelt.

Durch die milde Witterung Ende des letzten Jahres und Anfang Januar versuchten einige Singvogelarten im Stadtgebiet zu überwintern. Gemeldet wurden u. a. Zilpzalp (22.01. Wilhelmsburg/HH), Mönchsgrasmücke (24.01. Groß Flottbek/HH), Singdrossel (21.01. Stadtpark/HH), Schwarzkehlchen (13.01. Francoper Moor/HH), bis zu 3 Hausrotschwänze (04.01. Moorburg/HH) und Gebirgsstelze (26.01. Schulauer Hafen/PI u. 31.01. Bramfeld/HH). Interessant ist auch die Meldung von bis zu 2 Sommergoldhähnchen am 04.01. in Planten un Blomen/HH. Wahrscheinlich werden einige dieser Vögel angesichts des Wintereinbruchs das Berichtsgebiet doch noch verlassen haben, genauso wie die bis zu 300 Stare (03.01. Duvenstedter Brook/HH) und 14 Wiesenpieper (04.01. Nienwohlder Moor/OD). Hingegen fanden die überwinternden Wasseramseln (max. 2 Ind. 05.01. Aumühle/RZ) genügend offene Fließgewässer zur Nahrungssuche. Einer der wenigen überwinternden Bergpieper hielt es am 29.01. noch in der Wedeler Marsch/PI aus. Dort konnten auch bis zu 4 Bachstelzen (18.01.) und 3 Feldlerchen (27.01.) gezählt werden. Wie schon im Dezember wurden einige Seidenschwänze entdeckt, u. a. bis zu 25 Ind. am 03.01. in Bahrenfeld/HH, wo sie letzte Ebereschenbeeren fraßen. Der Einflug von Kreuzschnäbeln machte sich den ganzen Monat über in den größeren Waldgebieten bemerkbar, mit jeweils bis zu 60 Fichtenkreuzschnäbeln am 03.01. im Sachsenwald/RZ und am 18.01. im Sandbargsmoor/PI. Genügend Nahrung in den Lärchen- und Erlenbeständen fanden auch max. 450 Erlenzeisige am 25.01. im Duvenstedter Brook/HH und 50 Birkenzeisige am 18.01. im Sandbargsmoor/PI, von denen mindestens 7 Vögel aus skandinavischen Populationen stammten. Mit bis zu 70 Berghänflingen (12.01. Winsener Marsch/WL) fanden sich die größten Trupps dieses Wintergastes im Elbtal im Osten des Berichtsgebietes. Trotz der Kälte harrten 6 Rohrammern am 27.01. in der Wedeler Marsch/PI aus. Eher der Jahreszeit entsprachen 3 Schneeammern am 12.01. in Steinwerder/HH, die sich weit ins Hafengebiet vorwagten.

Brutzeit

Trotz der Witterung beginnt für einige Arten im Januar bereits die Brutsaison. Neben verschiedenen Singvogelarten, deren Gesang im Laufe des Monats intensiver wurde, balzte z. B. am 18.01. eine Hohltaube im Volksdorfer Wald/HH, was auf eine Neubesiedlung im urbanen Bereich hindeutet. Der erneute Nachweis einer Schleiereule am 28.01. in Hetlingen/PI am möglichen Brutplatz in einem alten Hof, macht Hoffnung auf eine dauerhafte Ansiedlung.

Seltenheiten

Typische Winter-Raritäten waren einige Entenvögel, z. B. die alljährliche Rothalsgans unter den Weißwangengänsen am 12.01. am Hetlinger Schanzsand/PI. Etwas häufiger waren Kurzschnabelgänse mit je 1 Ind. am 11.01. in Groß Moor/WL, am 12.01. am Hetlinger Schanzsand/PI und am 19.01. in der Rissener Feldmark/PI. Die regelmäßig gemeldete Rostgans besuchte am 18.01. ebenfalls die Wedeler Marsch/PI. Seltene Meeresenten gab es in Gestalt einer Eiderente am 28.01. in Steinwerder/HH sowie einer weiblichen Samtente, die vom 26.-31.01. die eisfreien Kiesgruben in Appen-Etz/PI zur Nahrungssuche nutze. Ein männlicher Kappensäger (01.-19.01.) am Wedeler Mühlenteich/PI war sicherlich ein Gefangenschaftsflüchtling. Ob es vielleicht das gleiche Ind. war wir im Dezember in Hamburg?

Das außergewöhnlichste avifaunistische Ereignis des Monats war das Auftreten von Binden- und Kiefernkreuzschnäbeln. Durch den Einflug dieser Arten in Mitteleuropa im Spätsommer und Herbst 2013 (mit einem Nachweis vom Bindenkreuzschnabel im Berichtsgebiet) sensibilisiert, entdeckte ein aufmerksamer Beobachter 7 Kiefernkreuzschnäbel erstmalig am 02.01. im Schnaakenmoor/HH. Bis zum 15.01. konnten dann immer wieder einige Ind., die dort mit Fichtenkreuzschnäbeln an Lärchen und Kiefern fraßen, bestimmt werden – was aufgrund der Beobachtungsumstände nicht unbedingt einfach war. Ein weiteres Kiefernkreuzschnabel-Männchen sang am 29.01. in den Holmer Sandbergen/PI und gibt Anlass zur Frage nach einer evtl. Brut dieser Art. Fast nicht mehr überraschend, aber lang ersehnt, war ein Bindenkreuzschnabel unter den übrigen Kreuzschnäbeln, der am 08.01. im Schnaakenmoor"/HH auftauchte. Während der folgenden Tage wurden dort bis zu 2 Weibchen dieser Art gemeldet. Wie zum „krönenden Abschluss“ folgte am 17.01. sogar ein Trupp mit 6 Bindenkreuzschnäbeln im Sandbargsmoor/PI, von dem ein Ind. am nächsten Tag bestätigt wurde. Dies ist eine der stärksten jemals registrierten Invasionen im Hamburger Raum, wie auch in ganz Deutschland.

Guido Teenck