Brut

In der zu Ende gehenden Brutzeit gab es einige interessante Nachweise: Am 09.08. wurde eine Baumfalken-Familie mit 2 Jungvögeln auf dem Ohlsdorfer Friedhof/HH gesehen. Leider nur ein Junges führte das Kranich-Paar am 15.08. im Wittmoor/HH. Und an verschiedenen Orten konnten junge Waldohreulen nachgewiesen werden, auffallend durch ihre eindringlichen Bettelrufe.

Der Wegzug beginnt

Viele Arten überqueren nachts oder in großer Höhe unbemerkt den Hamburger Raum. Durch Schlechtwetterfronten werden sie gezwungen in niedrigere Höhen auszuweichen, was die Beobachtungs-Chance deutlich erhöht: z. B. zogen am 19.08. (dem Ende einer Regenperiode) 14 Trauerenten am Hamburger Yachthafen/PI elbaufwärts und 2 Zwergmöwen über die Außenalster/HH nach S. Wenige Zugbeobachtungen gibt es auch von Limikolen, wie z. B. 12 Regenbrachvögel, die am 12.08. über die Wedeler Marsch/PI nach W zogen. Dort konnten am 20.08. auch die Höchstzahlen durchziehender und dabei Nahrung suchender Mauersegler (350 Ind.) und Mehlschwalben (500 Ind.) erfasst werden. Nächtliche Zugrufe haben eine Wachtel am 01.08. in Heimfeld/HH „verraten“. „Schönwetter“-Zieher hingegen sind Thermiknutzende Großvogelarten, wie der Weißstorch: Gleich 100 Ind. zogen in 3 Trupps am 09.08. über Groß Moor/WL nach SW. Auch die Stadt als Wärmeinsel bietet diesbezüglich gute Bedingungen, wie 12 Ind. am 28.08. über Ottensen/HH bewiesen. Dasselbe gilt für Greifvögel, z. B. zogen ein Fischadler am 21.08. über Eppendorf/HH und 18 Wespenbussarde am 30.08.2015 über Ottensen/HH gen S. Für letztere Art war dieser Tag der (etwas verspätete) Zughöhepunkt, mit vielen Meldungen aus dem Berichtsgebiet (max. 55 Ind. über Rahlstedt/HH).

Sommer-Rast und frühe „Winter“-Gäste

Bereits am 19.08. suchten 7 Pfeifenten im Fährmannssander Watt/PI Nahrung, am 21.08. rasteten dann 3 Weißwangengänse in der Haseldorfer Marsch/PI. Sie stammen vermutlich aus nahe gelegenen Brutplätzen oder im Küstenbereich übersommernden Populationen. Auch eine männliche Kornweihe (29./ 30.08. Pinnaumündung/PI) war früh dran. Während die Zahl der rastenden Graugänse an der Unterelbe relativ unverändert blieb (z. B. max. 1.500 Ind. am 28.08. an der Pinnaumündung/PI), waren die Kanadagans-Bestände an der KeSt Krümse/WL (250 Ind.) und im Himmelmoor/PI (530 Ind.) recht hoch für diese Gebiete. Die Maximalzahl von 76 Nilgänsen wurde am 21.08. (Hetlinger Schanzteich/PI) bzw. 25.08. (Haseldorfer Marsch/PI) gezählt. Ein für die Jahreszeit und das Gebiet großer Trupp Schnatterenten (100 Ind.) rastete am 28.08. an der Pinnaumündung/PI. Das gleiche gilt für 1.178 Stockenten am 25.08. in der Haseldorfer Marsch/PI und 81 Löffelenten am 19.08. im Fährmannssander Watt/PI. Beim Silberreiher machte sich der Zuzug aus den südöstlichen Brutgebieten, mit max. 45 Ind. am 21.08. (Hetlinger Schanzteich/PI), deutlich bemerkbar.

Im August nahmen erwartungsgemäß die Rastbestände vieler Limikolen-Arten zu, so konnten bis zu 84 Sandregenpfeifer (16.08. Wedeler Marsch/PI), 25 Bruchwasserläufer (02.08. Alsterniederung bei Fahrenhorst/SE) und erstaunliche 175 Kampfläufer (28.08. Pinnaumündung/PI) gezählt werden - dies ist sicherlich eine der größten Ansammlungen seit Jahren! Überraschend selten war dagegen die Pfuhlschnepfe, mit nur einer Meldung am 16.08. in der Wedeler Marsch/PI. Einen sehr ungewöhnlichen Rastplatz suchten sich 4 Steinwälzern am 22.08. an der Ilmenau/WL, während 5 Knutts am 30.08. im Mühlenberger Loch/HH ein arttypisches Habitat wählten. Weit ab vom Elbtal rasteten 3 Zwergstrandläufer am 19.08. im Himmelmoor/PI. Wie schon in den letzten Jahren waren die spätsommerlichen Maximalzahlen der Zwergmöwe (69 Ind. am 07.08. Wedeler Marsch/PI) sehr niedrig. Am Vortag konnten dort immerhin 25 Trauerseeschwalben gezählt werden. Im Vergleich zum Vormonat nahm die Zahl der Stare am Schlafplatz im Fährmannssander Watt/PI weiter zu (max. 20.000 Ind. am 02.08.). Und zur Hauptdurchzugszeit wurden bis zu 26 rastende Braunkehlchen (20.08. Haseldorfer Marsch/PI) gemeldet.

Ungewöhnliches vom Wegzug

Ein seltener Anblick war ein Rothalstaucher, der am 28.08. kurz auf der Außenaster/HH rastete. Ein (oder verschiedene?) Schwarzhalstaucher besuchte vom 12.-29.08. den Öjendorfer See/HH, ein weiterer konnte am 29.08. auf dem Spülfeld Moorburg/HH beobachtet werden. In dem ehemaligen Brutgebiet, der Reit/HH, tauchte am 21.08. eine Rohrdommel auf. Die zunehmende Zahl der gemeldeten Schwarzstörche (04.08. Wedeler Marsch/PI und 30.08. Hetlingen/PI) ist sicher auf die gestiegenen Brutbestände in Norddeutschland zurückzuführen. Gleich an drei Tagen konnte eine Wiesenweihe in der Wedeler und Haseldorfer Marsch/PI beobachtet werden, ob es ein oder mehrere Ind. waren, ist unklar. Die seltene Begegnung mit einem Wachtelkönig hatte ein Beobachter am 25.08. im Nienwohlder Moor/OD. Fast ebenso ungewöhnlich war die Meldung eines Tüpfelsumpfhuhns am 23.08. in der Reit/HH. Eine sehr frühe Zwergschnepfe wurde am 16.08.2015 vom Hachedesand/WL gemeldet, während bis zu 3 Küstenseeschwalben (10.08. Pinnaumündung/PI) an der Unterelbe schon eher ins Bild passten. Ein seltener Anblick ist im August – zumindest im Binnenland - ein Wendehals (12.08. Reit/HH). Oder gab es dort einen Brutversuch? Früh verlässt der Pirol seine Brutgebiete, es konnten bis zu 2 Ind. (06.08. Nincoper Moor/HH) entdeckt werden. Nach der Brutzeit sind auch Meldungen vom Schlagschwirl sehr selten, sowohl von singenden Ind., wie am 01.08. in der Reit/HH, als auch Sichtbeobachtungen (08.08. Alsterniederung/SE) dieses unauffälligen Durchzüglers. Nicht ganz so heimlich aber im innerstädtischen Bereich auch selten ist die Gartengrasmücke, von der ein Ind. am 18.08. in Ottensen/HH rastete.

Seltenheiten

Wie schon im letzten Jahr fand im Spätsommer 2015 ein Einflug von Rotfußfalken nach Norddeutschland statt. Zwei Beobachtungen je 1 Ind. im Berichtsgebiet gab es am 22.08. in Ochsenwerder/HH und am 29.08. am Spülfeld Feldhofe/HH. Während ein Wassertreter, der am 19.08. vor Hamburger Yachthafen/PI elbabwärts zog, aufgrund der widrige Umstände leider nicht bestimmt werden konnte, tauchte am nächsten Tag ein Odinshühnchen in der Wedeler Marsch/PI auf. Dies ist erst der 4. Nachweis in den 2000er Jahren. Deutlich häufiger erscheint dagegen die Raubseeschwalbe, wie am 19.08. in der Wedeler Marsch/PI. Mittlerweile alljährlich werden Weißflügel-Seeschwalben im Hamburger Gebiet beobachtet, ungewöhnlich war am 19.08. allerdings der Ort (die Außenalster/HH), der dem Vogel fast zum Verhängnis wurde, da ein städtischer Wanderfalke auch Appetit auf Seltenheiten hatte. Am 01.08. erfreute ein Bienenfresser über Rahlstedt/HH den Beobachter. Dagegen haben die Meldungen des Grauspechtes aus dem Duvenstedter Brook/HH am 15.08. und 21.08. mittlerweile eher statistischen Wert (es gibt schon Spekulationen über das Höchstalter dieser Vogelart). Einen ungewöhnlichen Fang machten die Beringer in der Reit/HH am 16.08., als ihnen eine diesjährige Sperbergrasmücke ins Netz ging. Der Vogel des Monats und ein Erstnachweis für das Berichtsgebiet (bei Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission!) wäre ein Rosenstar, der am 09.08. am Hachedesand/WL in einem Starenschwarm gesichtet wurde.

Guido Teenck