August 2017 – ruhige Zeiten und kaum Spätsommer-Stimmung

Brutzeit

Obwohl sich bei vielen Vogelarten das Brutgeschehen dem Ende zuneigt, gab es einige spannende Beobachtungen.

Wie schon im vergangenen Jahr hat ein Singschwan-Paar im Duvenstedter Brook/HH erfolgreich 4 Jungvögel erbrütet. Aufgrund der Seltenheit ist jede Meldung des Rebhuhns erwähnenswert, umso erfreulicher sind 3 Jungvögel am 23.08. in Moorburg/HH. Ob ein diesjähriger Zwergtaucher, der am 14.08. auf der Außenalster schwamm/HH, dort erbrütet wurde, bleibt fraglich. Trotz der Heimlichkeit dieser Art während der Brutzeit wäre es erstaunlich, da es dort 2017 keine weiteren Beobachtungen gab. Dagegen könnten Baumfalken am 01.08. in Volksdorf/HH sehr gut in der Nähe gebrütet haben.

Interessanterweise gab es einige recht späte Brutzeit-Meldungen: Z. B. balzten am 02.08. drei Wachtelkönige in den Billwerder Wiesen/HH und ein Ind. sogar noch am 20.08. in Bergstedt/HH. Oft sind dies Vögel, die anderswo ihre Brut bzw. Reviere aufgeben mussten. Am 02.08. führte ein Flussregenpfeifer an der KeSt Krümse/WL 2 späte pulli. Vier junge Bachstelzen wurden 05.08. am Hetlinger Schanzsand/PI noch im Nest gefüttert. Eine Zählung auf Pagensand/PI am 06.08. ergab 5 Neuntöter-Familien mit Jungen. Ein Raubwürger, der am 08.08. am Ordersee/WL gesehen wurde, könnte vielleicht von einem Brutpaar in der Umgebung stammen. Spät sang auch ein Feldschwirl am 10.08. in den Billwerder Wiesen/HH. Trotz des Abzuges der Mauersegler in der ersten Augusthälfte hielten sich einzelne Ind. noch an den Brutplätzen auf, z. B. am 13.08. am Walter-Möller-Park/HH. Recht späte Meldungen gab es auch von jungen Waldohreulen u. a. am 21.08. in Jork/STD. Ein Waldbaumläufer am 24.08. am Ufer der Außenalster/HH war aber wohl eher ein umherstreifendes Ind. Und am 29.08.balzte dann sogar noch eine Waldschnepfe im Schnaakenmoor/HH.

Rastgeschehen

Im August nehmen die nach-brutzeitlichen Rastvogelbestände vieler Arten zu. Während zwei Schwarzhalstaucher am 05.08. auf dem Öjendorfer See/HH die bekannten Übersommerer waren, sind zwei weitere Ind. am 14.08. auf der Hahnöfer Nebenelbe/STD neu zugezogen. Am 05.08. flogen abends 130 Graureiher an der KeSt Wedeler Marsch/PI zum Schlafen ein, was hier und in dieser Größenordnung selten vorkommt. Bis zu 41 Weißstörche sammelten sich am 14.08. in den Kirchwerder Wiesen/HH, bevor sie sich auf den Weg nach Süden machten. Besonders auffällig waren wie gewohnt die Laro-Limikolen. Bis zu 3 Kiebitzregenpfeifer und 810 Kiebitze wurden am 13.08. im Fährmannssander Elbwatt/PI gezählt. Die Maximalzahl von 90 Goldregenpfeifern wurde am 30.08. in der Wedeler Marsch/PI erfasst. Weitere Höchstzahlen gab es dort mit 120 Bekassinen (26.08.), 14 Flussuferläufern (05.08.), 10 Dunklen Wasserläufern (23.08.), 17 Grünschenkeln (03.08.), 11 Waldwasserläufern (06.08.), 25 Bruchwasserläufer (03.08.) und 30 Kampfläufern (07.08. an der Pinnaumündung/PI). Einzelne Meldungen gab es u.a. vom Regenbrachvogel (1 Ind. 26.08. Wedeler Marsch/PI), einer Pfuhlschnepfe (12.08. Wedeler Marsch/PI – dieses Ind. wurde am 4.2.2017 auf der Banc d‘Arguin/Westafrika farbberingt!), eine weitere saß am 14.08. im Mühlenberger Loch/HH und vom Knutt (1 Ind. 30.08. Wedeler Marsch/PI). Bis zu 3 Zwergstrandläufern (14.08. Hahnöfer Nebenelbe/STD), 2 Temminckstrandläufern (12./13.08. Wedeler Marsch/PI) sowie 2 Sichelstrandläufer (04.08.u. 23.08. Wedeler Marsch/PI) rasteten an der Unterelbe. Am 20.08. gab es die letzten Meldungen eines Säbelschnäblers und einer Uferschnepfe aus der Wedeler Marsch/PI.

Bereits Anfang des Monats hatten Schwarzkopfmöwen das Berichtsgebiet verlassen, einzelne Ind. konnten aber noch am 02.08. (Kleiner Brook/HH) und 04.08. (Winsener Marsch/WL) beobachtet werden. Dagegen nahm die Zahl der Zwergmöwen im Laufe des Monats wie üblich weiter zu (max. 55 Ind. am 20.08. Mühlenberger Loch/HH). Ungewöhnlich waren gleich 6 Ind. am 17.08. auf der Binnenalster/HH. Zuzug gab es auch bei der Lachmöwe mit bis zu 7550 Ind. am 14.08. im Mühlenberger Loch/HH. Ebenfalls aus dem Osten kamen weitere Steppenmöwen zu uns, max. wurden 16 Ind. am 20.08. am Hamburger Fischmarkt/HH gezählt. Dagegen stammen die meisten Heringsmöwen, wie z. B. 65 Ind. am 08.08. im Holzhafen/HH aus der lokalen Brutpopulation. Mit max. 8 Ind. am 09.08. in der Wedeler Marsch/PI waren Trauerseeschwalben recht spärlich – ein weiteres Zeichen für die stark abnehmenden Brutbestände in Norddeutschland. Auch andere Seeschwalbenarten wurden nur wenig gemeldet: Eine Brandseeschwalbe besuchte am 22.08. den Schulauer Hafen/PI und bis zu 4 Flussseeschwalben wurden am 07.08. am Hetlinger Schanzteich/PI gesehen.

Seltene Spätsommer-Beobachtungen gab es vom Wendehals (18.08.) und Pirol (16.08. beide an der KeSt Krümse/WL), hier kann es sich sowohl um Brutvögel der Umgebung oder Durchzügler gehandelt haben. Bei vielen Arten fällt diese Unterscheidung schwer, z. B. auch bei einer Nachtigall, die am 05.08. in der Reit/HH gefangen wurde. Oft helfen die Beobachtungs-Orte bei der Status-Bestimmung, so war ein Steinschmätzer am 22.08. an der Außenalster/HH sicher ein rastender Durchzügler. Zwei Trauerschnäpper am 28.08. im Sandbargsmoor/PI waren auch auf der Durchreise, da diese Art schon früh im August aus den Brutgebieten abzieht. Der Staren-Schlafplatz am Schweenssand/HH war am 22.08. auf 11.180 Ind. angewachsen. Leider selten werden Schlafplätze anderer Singvogelarten gemeldet, wie der von 120 Schafstelzen am 25.08. im Fährmannssander Watt/PI. Dass es sich dabei ausschließlich um Wiesen-Schafstelzen gehandelt hat, ist nicht sicher, so konnten am Tag darauf bereits 4 Thunberg-Schafstelzen in der Wedeler Marsch/PI beobachtet werden.

Vogelzug

Obwohl im August der Vogelzug schon sehr intensiv ist, bleibt er in der Regel unentdeckt, da die frühen Zugvogel-Arten meist nachts und sehr hoch ziehen - außerdem ist die Beobachtungsintensität in dieser Jahreszeit noch gering. Am 01.08. „zog“ eine Wiesenweihe über den Duvenstedter Brook/HH nach Norden. Durch ihre nächtlichen Zugrufe machte eine Wachtel am 08.08. in Mümmelmannsberg/HH auf sich aufmerksam. Wie schon im Vormonat wurden wieder ziehende Fichtenkreuzschnäbel beobachtet, z. B. am 18.08. 17 Ind. über Mümmelmannsberg/HH. Die ersten wirklich auffälligen Tagzieher waren aber - wie üblich im August - Wespenbussarde, die erste Zugwelle wurde am 23.08. mit bis zu 41 Ind. (Boberger Dünen/HH) registriert. Am 29.08. fand dann ein ungewöhnlich starker Durchzug dieser Art – begünstigt durch die Windverhältnisse – über Hamburg statt. Mehrere hundert Ind. überquerten die Stadt von Norden dem Alsterlauf folgend Richtung SW, z. T. relativ niedrig, mit Trupps von bis zu 100 Ind. (über Altona/HH). Dass auch Singvögel schon in größerer Zahl ziehen, zeigt die Meldung von 40 durchziehenden Baumpiepern am selben Tag in Neu Wulmstorf/WL.

Seltenere Arten

Die Serie der Löffler-Beobachtungen 2017 setzte sich am 13.08. fort, als ein diesjähriges Ind. die Wedeler und Haseldorfer Marsch/PI besuchte. Ebenfalls gut ins Bild des gehäuften Auftretens in diesem Jahr passte eine Raubseeschwalbe am 23.08. in der Wedeler Marsch/PI. Am 29.08. tauchte dann ein Kolbenenten-Weibchen auf dem Mühlenteich in Gräberkate/OD auf.

Damit war der August recht arm an vogelkundlichen Highlights. Dass man vor Überraschungen aber nie sicher ist, zeigt ein Weißbauchtölpel, der am 20.08. von Holland übers Emsland nach Bremen zog – hätte er seine Flugrichtung (wie auf den hunderten Kilometern davor) beibehalten, wäre er östlich von Hamburg vorbei gekommen. Das war dann aber doch wohl ein bisschen zuviel Konjunktiv bei einer so langen Strecke…

Guido Teenck