Harrison, John (2011): A Field Guide to the Birds of Sri Lanka - 2. Auflage, Oxford, New York (Oxford University Press). 224 Seiten, 49 Farbtafeln von Tim Worfolk, ca. 50 Verbreitungskarten. Hardcover, 20,7 x 14,5 cm. ISBN 978-0-19-958566-3. 55,- £ / 95,50 US $.

 

 

 

Der Inselstaat Sri Lanka (also das ehemalige „Ceylon“) am Südzipfel der vorderindischen Halbinsel erfreut sich großer Beliebtheit bei Touristen aus aller Welt. Dabei spielt die Tierwelt mit etwa 460 Vogelarten sicher eine wesentliche Rolle. Unter den Vögeln gibt es zahlreiche endemische Arten und Unterarten, so dass die Insel gerade für ornithologische Touristen interessant ist. John Harrisons Feldführer hat traditionelles Feldführer-Format und erscheint stabil genug für eine Reise in einem tropischen Land. Man sollte sich durch die schlichte Aufmachung nicht täuschen lassen, denn der Inhalt überzeugt durchaus.

 

Nach Vorworten und Danksagungen folgen Inhaltsverzeichnis und eine Liste der 49 Farbtafeln, die Einführung, bestehend aus Übersichtskarte, Abschnitten zu Geographie, Klima, Vegetation und Vegetationszonen, Beobachtungsgebieten und Nationalparks, nationale Ansprechpartner sowie Reise-Anbieter. Die Anleitung zum Hauptteil erläutert Reihenfolge, Namen und Synonyme, bringt ein Glossar der Fachausdrücke, Erklärungen zu Verbreitungskarten, Status und Vogeltopographie.

 

Die 49 prächtigen Farbtafeln sind das Herz des Buches. Alle Arten sind farbig abgebildet, die meisten in mehreren Kleidern und Posen, auf den gegenüber liegenden Seiten Verbreitungskarten, Status, Namen und Hinweise zu Kennzeichen. Daran schließen die Texte zu den einzelnen Arten an sowie eine Liste von wahrscheinlichen aber unbestätigten Ausnahmeerscheinungen. Die anschließende Bibliographie bringt ausschließlich englischsprachige Titel. Dann gibt es die Indizes mit englischen und wissenschaftlichen Namen.

 

Für Feldführer sind gute Abbildungen von entscheidender Bedeutung! Tim Worfolks Darstellungen überzeugen und gefallen. Er versteht es, ganzheitliche Ästhetik mit feldornithologischer Genauigkeit zu verbinden. Seine Bilder erreichen eine nahezu fotografische Schärfe. Nur wenige Tafeln wirken überladen, z.B. die Tag-Greifvögel und Falken. Gelegentlich sind Abbildungen etwas klein geraten. Bei einigen wurde die Hintergrund-Farbe unglücklich gewählt und jene Tafeln mit stark gekörntem Hintergrund wirken etwas unsauber. Viele Abbildungen gehören - zumindest Feldführer betreffend - zu den besten der jeweiligen Arten und nicht wenige wünschte ich mir in dieser Qualität in anderen Büchern, z.B. die auffliegenden Schnepfen oder die Limikolen- und Seeschwalben-Schlichtkleider. Die Begleittexte fallen kurz aus, da wäre Platz gewesen für Hinweise zu weiteren Kennzeichen. Auch bei den recht kleinen, ungenauen Verbreitungskarten hätte der Platz zu größeren, genaueren Darstellungen gereicht.

 

In seinen kurzen Artbearbeitungen beschränkt sich Harrison auf Namen und Synonyme, Feldkennzeichen und Stimme, bei Brutvögeln ferner auf Nest, Brutplatz, Brutzeit, Status und Verbreitung. Nur in wenigen Fällen findet man Hinweise auf neue Einsichten, systematische oder taxonomische Fragen etc. In etlichen Fällen vermisse ich Angaben zu Unterarten. Diese beschränken sich auf besonders auffällige Arten, wie z.B. den Wanderfalken mit dem „Shahin“ als Lokalform. So sind auch die Fortschritte der Systematik und Nomenklatur der Großmöwen offenbar nicht beim Autor angekommen. Da findet man eine „Yellow-legged Gull Larus cachinnans“ als „rare winter visitor“, abgebildet als Steppenmöwe. Die englische Bezeichnung wäre „Caspian Gull“, passend zum wissenschaftlichen Namen. Das ist kein Synonym, denn „Yellow-legged Gull“ betrifft Larus michahellis, die Mittelmeer-Möwe, die in den Gewässern um Sri Lanka sehr wahrscheinlich noch nie nachgewiesen wurde!

 

Abgesehen von diesen kleinen Mängeln handelt es sich zweifellos um einen großartigen Beitrag zur ornithologischen Erforschung des Inselstaates. Autor und Künstler ist es gelungen, sämtliche Arten farbig und in meistens ausgezeichneten Bildern darzustellen und zu charakterisieren. Damit haben einheimische Vogelkundler und Touristen endlich einen handlichen Feldführer, der in den Rucksack passt, gehobenen Ansprüchen genügt und sich im internationalen Vergleich sehen lassen kann. - Sehr empfehlenswert!

 

Volker Konrad