Van Wyk, Ben-Erik (2005): Handbuch der Nahrungspflanzen. Ein illustrierter Leitfaden. – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart (ISBN 3-8047-2246-6). 479 Seiten, 1009 vierfarbige Abb. (nach Fotos), Hardcover, Fadenheftung, 17 x 25 cm. 39,- €
Dies ist nicht etwa ein Buch zur Nahrung der Vögel (wie z.B. Vogelfutterpflanzen, Karl Sabel 1967), sondern ein fundiertes Nachschlagwerk zu den Nahrungspflanzen des Menschen. Doch nicht nur, weil Vögel in Monokulturen häufig Konkurrenten des Menschen sind, sondern auch weil – bedingt durch den Klimawandel – zunehmend fremdländische Pflanzen bei uns angebaut werden, sollte sich auch der Avifaunist mit diesem Thema beschäftigen. Zugleich macht es Spaß dabei eine Vielzahl ‚neuer’ oder kaum bekannter Nahrungspflanzen kennen zu lernen. Jede der Monographien von den 354 zur Gewinnung von Lebensmitteln genutzten Pflanzenarten beansprucht eine volle Druckseite. Dabei wird jede Art mit ca. drei instruktiven Farbfotos dargestellt und textlich nach einheitlichem, übersichtlichem Schema behandelt: Aussehen, Verbreitung, Anbau, Ernte, Eigenschaften und Verwendung. Die 1009 gut gedruckten Abbildungen von Farbfotos zeigen fast immer die ganze Pflanze sowie zusätzlich die Blüten und die genutzten Pflanzenteile, wie Samen, Wurzeln, Blätter etc.
Das kompakte Werk ist das derzeit beste zu diesem Thema, obgleich man leider kritisieren muss, dass das ursprünglich englischsprachige Manuskript des südafrikanischen Autors (der Universität Johannisburg) an einigen Stellen dürftig überbearbeitet bzw. übersetzt wurde. Bei Wermut/Absinth z.B. wird der niederländische Maler Vincent van Gogh als „Flame“ benannt und wird so zum vermeintlichen Belgier. Bei jener Pflanze bleibt zudem unerwähnt, dass neuere Studien den Verdacht der Schädigung durch Absinthkonsum nicht haben nachweisen können; die früher festgestellten gesundheitlichen Schäden werden heute auf die damals oft schlechte Qualität des Alkohols und die hohen konsumierten Alkoholmengen zurückgeführt (Seit 1998 ist Absinth deshalb in den meisten europäischen Staaten wieder erhältlich). Van Gogh war ohnehin kaum Alkoholiker, sondern in erster Linie manisch-depressiv erkrankt. Der populäre ‚Absinth’ wird in seinen fast 900 erhaltenen Briefen nur sechsmal erwähnt und bezieht sich dann lediglich auf andere Personen oder gar nur Farb-Vergleiche.
In der Einleitung gibt es eine kurze Übersicht zur geographischen Herkunft wichtiger Nahrungspflanzen, im Anhang ein kurzes Kapitel zur Chemie und eine gute tabellarische Kurzübersicht aller Arten, u. a. mit den genauen Nährstoffgehalten. Kernstück des soliden populärwissenschaftlichen Handbuchs sind aber die 354 eindrucksvoll bebilderten Artmonographien.
Jörg Wittenberg