Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hamburg e.V. (2007): 100 Jahre NABU Hamburg - Für Mensch und Natur in unserer Stadt. – 67 Seiten, zahlreiche Abb., oft farbig, 24 x 21cm. Eigenverlag. Kostenlos gegen Spende, zu beziehen über die NABU-Landesgeschäftsstelle Osterstraße 58, 20259 Hamburg, E-Mail: NABU(at)NABU-Hamburg.de, Internet: www.NABU-Hamburg.de

 

 

 Inhalt:   Vorwort vom (damaligen) Umweltsenator Dr. Michael Freytag

Vorwort von Rolf Bonkwald, NABU-Landesvorsitzender
Die Geschichte des NABU Hamburg mit 19 Unterkapiteln
Interview mit dem ehemaligen Vorsitzenden Jürgen Dien
Interview mit dem heutigen Vorsitzenden Rolf Bonkwald
Liste der bisherigen Vorsitzenden
Chronologische Übersicht über wichtige Daten der Vereinsgeschichte
Adressen der Geschäftsstelle und Info-Zentren 

Schon 1906 wurde vom Hamburger Senat ein staatlich bediensteter Vogelschutzwart angestellt. Der „Bund für Vogelschutz“ (BfV) wurde 1907 in Hamburg aktiv. Das Bändchen umfasst alle Zeiträume seit der Gründung. Es zeugt von der regen Vereinstätigkeit der ehrenamtlichen Vogel- und Naturschützer. Sie kamen und kommen nicht nur zu regelmäßigen gemeinsamen Wanderungen zusammen, sondern sie trafen und treffen sich in vielfältigen Vortrags-Veranstaltungen. Verstärkt Anfang der 1970er Jahre wurden Ortsgruppen und getrennt Jugendgruppen gegründet, die weit verzweigt in den Stadtteilen aktiv wurden. - Im Laufe der Jahre wurde umfangreicher Grundbesitz vor allem in Lüchow-Dannenberg erworben, um auf diesen Flächen vorrangig die Ziele des Natur- und Umweltschutzes zu realisieren.

Schaltzentrum für alle Aktivitäten des Landesverbandes ist eine Geschäftsstelle, in der viele Mitarbeiter tätig sind. Der erste hauptamtliche Mitarbeiter wurde 1980 eingestellt – heute sind es ca. 15. Hier ist auch die Mitgliederverwaltung angesiedelt. Trotz seiner mehr als 20.000 Mitglieder ist stets eine lokale Ansprechmöglichkeit für die Mitglieder gegeben.

Die Vereinszeitschrift „Vogel und Heimat“ mit dem Vortrags- und Wanderprogramm und Wanderberichten, redaktionell bearbeitet von Heinz Börner, war das wichtigste Bindeglied zu den Mitgliedern. Diese Aufgabe hat inzwischen „Naturschutz in Hamburg“ übernommen.

In verschiedenen Fachgruppen wie „Reisen und Wandern“, Vortragsreihe, Natur- und Umweltschutz, Öffentlichkeitsarbeit, Avifaunistik, Fledermäuse, Kranichschutz (in der Gartower Marsch), Schutzgebietsgruppen für Lühesand, Pagensand, Süderelbe und Reit und weiteren Gliederungen, wie dem wissenschaftlichen Beirat für die Wedeler Marsch, wurde und wird aktiv für die Natur gearbeitet.

Der Verband hat eine wechselvolle Geschichte und ist heute ausgerichtet auf den Natur- und Umweltschutz mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Er ist der kompetente Gesprächspartner für den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, für die Bezirksverwaltungen, die Industrie und die anderen Hamburger Naturschutzverbände. Der Verband ist regelmäßig in den Medien präsent.

 

Das Heft ist übersichtlich aufgebaut, informativ und gut lesbar. Schade jedoch, dass es etliche Fehler gibt: Bei einigen Bildern sind Personen falsch oder gar nicht benannt. So ist auf S. 17 Jürgen Diens Vater als (Karl) ‚Stein’ ausgewiesen und es fehlen die Namen von Lisa Bruster, Gerda Hartmann, H. Lindhorst, Frau Bartsch, Jürgen Martens und Winfried Noack. Auf S. 18 fehlt der Name von Volker Dinse, einem der beständigsten Mitarbeiter in der Beringungsstation „Die Reit“. Auf S. 58 ist nicht, wie vermerkt Horst Wegner, sondern Heinz Schramm abgebildet. Horst Wegner als ständiger Wanderführer im Niendorfer Gehege und aktiver Kranichschützer vom Elbholz fehlt. Und auch Gottfried Schmidt als wohl beständigster Wanderführer wird nirgendwo erwähnt. - Auf S. 34 fehlt der Name von Helmut Buck, das Foto zeigt ihn bei der Beschickung einer seiner mehreren Eulen-Fütterungsstellen im Großraum Norderstedt. Unglücklich, dass dieser Experte mit langjähriger Erfahrung für Steinkauz, Waldkauz und Winterfütterungen von Greifvögeln und Eulen keine Erwähnung findet. Die Aktion Inge Meysel war doch nur eine von 28(!) Fütterungs­stellen in dem Extrem-Winter 1978/79!

Auch die Darstellung der Geschichte des NABU Hamburg ist nicht für alle Zeitbereiche authentisch. Die Um­benennung des Bundes für Vogelschutz, Landesverband Hamburg e.V. in den „Deutschen Bund für Vogelschutz“ (DBV) erfolgte für Hamburg erst nach langen und schwierigen Verhandlungen zum 01.01.1978. Es ging um die finanzielle Selbstständigkeit, den Erhalt der Hamburger Organisation mit Vorträgen, Wanderungen / Reisen und mit eigener Vereinszeitschrift usw. und die Festschreibung der Aktivitätsgrenzen unseres Landesverbandes. Diese sollten z.T. weit über unsere Stadtgrenzen hinausgehen und so kam es dann auch. Damit wurde das Fundament für den heutige Stärke des Landesverbandes mit eigener Finanzhoheit und z.B. eigenen Stiftungen gelegt.

Die nicht glücklichen Umstände aus dieser Zeit des DBV sind auch an anderen Dingen ablesbar, wie der Gründung des „BUND“ (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.). Diese Gründung erfolgte vor allem von unzufriedenen DBV-Mitgliedern aus Baden-Württem­berg, die mit der damaligen überregionalen Führung des DBV nicht einverstanden waren.

Auch das Verhältnis zur „GLU“ (Grüne Liste Umweltschutz) entspricht nicht der dargestellten Geschichte. Vielmehr war Jürgen Dien als Landesvorsitzender an einer der Gründungsversammlungen beteiligt und bot die Hilfe des DBV an. Ihm wurde aber beschieden, dass der Vogelschutz „bürgerlich und faschistoid“ sei! Damit war klar, dass eine weitere Zusammenarbeit unerwünscht war. Die handelnden Personen des Vorstands lehnten nach diesen negativen Erfahrungen eine weitere Kontaktaufnahme zu den politischen Parteien ab.

Der „Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg“ (AKVSW) ist keine Gliederung des NABU. Vielmehr haben die Hauptverantwortlichen des BfV 1962/63 nicht erkannt, welche Zukunft dieser Zusammenschluss der Vogelbeobachter haben wird. Der AKVSW ist eine Gründung von Mitarbeitern der staatlichen Vogelschutzwarte, vertreten durch Dr. Bruns, wenigen Mitgliedern des damaligen Bund für Vogelschutz, vertreten durch Otto Müller-Zech und vor allem vielen aktiven Vogelbeobachtern aus dem „DJN“ (Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung), vertreten durch Jürgen Dien.

Auf S. 13 wird die Lachmöwe – das Signet des AKVSW – leider fälschlich über einem Text zur Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg gezeigt. Und das Titelblatt der AKVSW-Zeitschrift „hab“ wird auf S. 30 völlig unkommentiert neben dem Titelblatt eines NABU-Sonderheftes gezeigt und gaukelt so eine Herausgabe der „Hamburger avifaunistischen Beiträge“ durch den NABU vor. Titelseiten von NABU-Sonderheften werden zwar auf den Seiten 22 und 30 abgebildet, doch wird im Text versäumt darauf hinzuweisen, dass diese Sonderhefte auf Initiative von Jörg Wittenberg entstanden sind, welcher zudem die ersten 12 (von insgesamt 17) Ausgaben als alleiniger Schriftleiter völlig selbstständig organisierte, redigierte und drucken ließ! Wenigstens wird seine Mutter Ulla Wittenberg genannt, welche fast alle Text-Erfassungen für die Druckvorlagen erstellte.

Der Aufbau der DBV-Jugend (später dann „NJH“, Naturschutzjugend Hamburg, derzeit „NAJU“, Naturschutzjugend) war vor allem ein Verdienst von Heiner Kullak und Manfred Knoll. Im Jahre 1975 erfolgte die Gründung der ersten Jugendgruppe in Ohlsdorf. Sofort folgten weitere Gründungen in Langenhorn, Bergedorf und an vielen anderen Stellen. 1983 war es dann für den damals im Bundesverband stark beteiligten Jugend-Landesverband Hamburg eine Herausforderung, den 2. Bundeskongress der DBV-Jugend mit über 300 Jugendlichen hier in Hamburg durchzuführen. Dort wurde Jochen Flasbarth zum Bundes-Vorsitzenden der DBV-Jugend gewählt. Auch das hätte Erwähnung verdient.

Noch ein Wort zu den Einladungen zum Jubiläums-Empfang: Schade, dass etliche verdiente Mitglieder, wie z.B. Jutta Wittenberg, welche in einer Zeit als sich die Mitgliederzahlen verdreifachten, neun Jahre lang als Kassenwart die Geschicke des Landesverbandes mit gelenkt hat, nicht eingeladen wurden. Auch manche Ehefrauen von langjährigen Vorstandsmitgliedern wären wohl gerne mit gekommen, aber die Rolle der Ehefrauen ist der jetzigen NABU-Führung in Hamburg offenbar nicht bekannt. Denn die Ehefrauen waren es zu damaliger Zeit, welche uns den Rücken freigehalten haben für unsere Aktivitäten. Fünf Vorstandsmitglieder hatten im Zeitraum von Jürgen Diens Vereinsführung zusammen 14 noch nicht erwachsene Kinder. Schade, Engagement wird nicht überall ausreichend anerkannt.

Jürgen Dien, unter Mitarbeit von Jens Hartmann und Jörg Wittenberg