Westphal, Uwe & Günther Helm (2006): Wilde Hamburger - Natur in der Großstadt - Murmann, ISBN 3-938017-78-3, 285 Seiten, 154 Farbfotos, Hardcover, Klebebindung 21 x 15,5 cm, € 19,50

„Wilde Hamburger“ - schon die Einleitung des Buches deutet an, was darunter zu verstehen ist: „Allein 160 Brutvogel- und fast 50 Säugetierarten gehören zum natürlichen Inventar, und mit mehr als 1300 wild wachsenden Pflanzenarten zählt Hamburg zu den acht bedeutendsten Hotspots der floristischen Artenvielfalt in Deutschland“. Aber auch Insekten und Amphibien kommen in diesem Buch nicht zu kurz.

 

Uwe Westphal als ehemals langjähriger Mitarbeiter des NABU Hamburg und Günther Helm als ehemals langjähriger Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg haben sich aus dieser Vielfalt zahlreiche Höhepunkt herausgesucht. Diese werden in mit Augenzwinkern prägnant bezeichneten Kapiteln wie z. B. „Brachenbesetzer“, „Alstervergnügen“, „Friedhofsbewohner“, „Wasserwildnis“, „Wilde Haustiere“ und „Per U-Bahn in den Urwald“ dargestellt. Die insgesamt 12 Kapitel erstrecken sich über jeweils rund 20 Seiten und sind reichlich bebildert. In jedem Kapitel werden Besonderheiten in textlich abgehobenen Streiflichtern beleuchtet, was zum ausführlichen Lesen einlädt.

 

Die Autoren vermitteln mit sehr flüssigem Sprachstil die enorme Vielfalt in der Millionenstadt Hamburg. Gebürtige Hamburger werden bei der Lektüre ihre Stadt neu entdecken, frisch zugezogene sowieso. Das Buch führt in Bereiche, die im normalen Alltag so nicht wahrgenommen werden. Oder wer hätte gedacht, dass sich Termiten mindestens seit den 1930er Jahren im Hamburger Stadtkern ausbreiten, bis zu 1.500 Zwergfledermäuse alljährlich ein Park­haus im Bezirk Wandsbek aufsuchen und der Uhu sich auf dem innerstädtisch gelegenen Ohlsdorfer Friedhof einen sehr originellen Brutplatz (Foto auf S. 98) ausgesucht hat?

 

Die beiden Autoren haben für die Erstellung auch aktuellste Informationen verwendet. So wird beispielsweise kurz auf die erfolgreiche Brut des Wanderfalken im Turm der Nikolaikirche in 2006 eingegangen, aber auch über das Schicksal von Hamburgs Rekordstörchin ist etwas zu erfahren.

 

Bei wem die Lektüre des Buches neuen Entdeckerdrang ausgelöst hat (z. B. Beobachtung des Jagdverhaltens von Ameisenlöwen), findet im Anhang zahlreiche Ausflugtipps zu den zuvor behandelten Gebieten. Dabei wird auf die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln großen Wert gelegt, welche dann jeweils detailliert beschrieben wird.

 

Also worauf warten? Buch kaufen, darin stöbern und anschließend auf (Wieder-) Entdeckungstour gehen…

 

Bernhard Kondziella