Brooke, Michael (2004): Albatrosses and Petrels across the World. - Oxford University Press, Oxford, New York (ISBN 0-19-850125-0). 499 S., 16 Farbtafeln, zahlreiche Schwarzweiß-Zeichnungen und -Fotos, Verbreitungskarten, Tabellen und Grafiken, Hardcover, Fadenheftung, 19x25 cm., £ 85,-. Der 11. OUP Band „Bird Families of the World“ widmet sich den Röhrennasen Procellariiformes und bringt in prägnanter Form den derzeitigen Wissenstand. Nach Vorwort und Danksagungen folgen Inhalts- und Tafelverzeichnis und eine Darstellung der Gefiederpartien. Der Hauptinhalt gliedert sich in allgemeine Kapitel (Teil I) und Artkapitel (Teil II). Abschließend folgen Quellen-Nachweis, Anhänge und Index.
Teil I stellt die Ordnung der Röhrennasen vor, schlicht „petrels“ genannt, Allgemeines, Gliederung, Körperbau, Brutverhalten, Umfang und Zielsetzung des Buches. Auf 165 Seiten folgen Kapitel über Ursprung, Verwandtschaft und Ausbreitung, Sozial- und Brutverhalten, Fortpflanzung, Eier und Jungvögel, Bruterfolg, Lebenszyklus (Altersstadien, Lebenserwartung, Sterblichkeit), Populationsdynamik, Ökologie, Gefahren und Bedrohung (v. a. anthropogene). Die Themen werden mit beeindruckendem Detailwissen abgehandelt. Insbesondere die Bearbeitung spezifischer Anpassungen in der Fortpflanzung überzeugt.
Im Teil II folgen auf 257 Seiten 125 Artkapitel nach modernen Erkenntnissen der Systematik. - Für die Familien der Albatrosse mit 21 Artkapiteln, gefolgt von 79 Sturmvögeln (einschl. Sturmtaucher), 21 Sturmschwalben und 4 Lummen-Sturmvögeln liefern steckbrief-ähnlich kurz gehaltene, straff gegliederte Abrisse vergleichbare Bilder, denn obwohl der Kenntnisstand unterschiedlich ist, hat Brooke den Druckraum jeweils zwischen knapp einer und gut vier Seiten gehalten. - Das Artkapitel der Ende 2003 wieder entdeckten Maori-Sturmschwalbe Oceanites maoriensis, immerhin 1,5 Seiten, wurde bei Drucklegung nachgereicht und vor Teil I eingefügt. - Für viele Leser werden die Artbeschreibungen das Herzstück des Werkes sein. Manche Arten wurden noch nie in so griffiger Form umfassend und populär-wissenschaftlich zugänglich dargestellt: Englische und wissenschaftliche Bezeichnung (keine weiteren nicht-englischen Namen), Erstbeschreibung, Unterarten-Verbreitung, Schutz, Namensgebung und Erklärung (vorbildlich!), Kleider und Kennzeichen (zu knapp, oft oberflächlich!), Maße und Gewichte, Brutbiologie (oft detailliert), Stimme, Lebenszyklus (Alter, Sterblichkeit), Ernährung, Verbreitungskarten (im Text genannte Punktvorkommen gekennzeichnet), Bestand und Schutz (ausführlich und detailliert). - Infolge von Beschränkungen in den Artkapiteln wurden Einzelheiten auch im Teil I untergebracht. Um diese zu finden, liefert Brooke im Index unter den englischen Artnamen Stichwörter mit Seitenangaben, leider nicht konsequent: Denn manche Angaben sind über den Index nicht zu finden.
Es folgen „References“ mit rund 1.600 (!) Literaturstellen. Englisch-sprachige Literatur überwiegt. Man findet 5 deutsch-sprachige (u. a. „den Glutz“), 2 spanische und 44 (!) französische Quellen. - Es fehlt „der Shirihai“, 2002 („A Complete Guide to Antarctic Wildlife“), ein m. E. wesentliches Werk, wahrscheinlich erst nach Manuskript-Fertigstellung erschienen (?). Und es fehlen fast alle Journale und Zeitschriften.
Für Leser und Sammler von Vogelbüchern sind Abbildungen mitentscheidend beim Kauf, zumal bei derart stolzen Preisen! - Hier stammen Zeichnungen und Malereien von John Cox, dessen Stärke in Gemälden liegt. Neben Schwarzweiß-Zeichnungen im Text gibt es 16 Farbtafeln, die man (unglücklich!) geschlossen in die Artkapitel hinein gesetzt hat. Während die Text-Abbildungen ausdrucksstark sind, hätten die Farbbilder der Tafeln besser hervorgehoben werden müssen. Die Tafeln wirken überladen. Obwohl sie einen Gesamteindruck der Art vermitteln, sind die Einzeldarstellungen „in der Menge“ zu klein. - Bei seitenweise ungenutztem Druckraum hätte man Cox´ Tafeln gerechter werden können! Die Balzposen und Brutplatz-Szenen auf den Tafeln 5 und 6 hätten einzeln volle Seiten verdient.
Papier, Layout und Druck sind ansprechend und wertvoll. Klare Gliederung und großzügige Platznutzung kommen zur Geltung. Druckfehler wurden nicht gefunden, lediglich (wenige) nicht redigierte Trennstriche und nicht vervollständigte Querverweise. - Kein Feldführer, kein Bestimmungsbuch! Wie Brooke selbst feststellt, ist es auch kein umfassendes Handbuch, denn über viele Arten bringen andere Autoren mehr. - Aber es gibt derzeit wohl kein Werk, dass in bündiger Form einen so gelungenen Überblick über die Welt der „Petrels“ liefert und dabei alle bekannten Arten in vergleichsweise ausführlicher Form behandelt.
Volker Konrad