Fjeldså, Jon (2004): The Grebes. - Oxford University Press, Oxford, New York (ISBN 0-19-850064-5). 246 S., 8 Farbtafeln (Fotos und Zeichnungen), zahlreiche Schwarzweiß-Zeichnungen und Verbreitungskarten, Tabellen und Grafiken, Hardcover, Fadenheftung 19x25 cm, £ 95,-. 

Der 12. OUP-Band „Bird Families of the World“ widmet sich den Lappentauchern und bringt in prägnanter Form den aktuellen Wissensstand. Mit Jon Fjeldså hat man einen kompetenten Autor gefunden. Er ist wohl der beste Kenner der Lappentaucher. Das neue Buch ist vergleichsweise schmal, behandelt ja „nur“ 22 Arten. Es ist attraktiv und ansprechend gestaltet, die gelungene Einbandillustration des Autors ein wahrer Blickfang. Beim ersten Durchblättern beeindruckt der sauber dargestellte und klar gegliederte Inhalt.

 

Dem Inhalt vorangestellt ist ein “Plan of the book“, eine Kurzfassung des Inhalts, in der u. a. darauf hingewiesen wird, wie verstreut, oft geradezu versteckt, Literatur über Lappentaucher zu finden ist. Hochschul- u. Naturschutz-Journale, Lokal-Avifaunen etc. liefern eine Fülle von wissenschaftlichen Informationen, die weit über das hinaus gehen, was in der modernen - amerikanisch geprägten - Fachliteratur als „comprehensive“ dargestellt wird.

Der Inhalt gliedert sich in allgemeine (Teil 1: 37 Seiten) und thematische Kapitel (Teil 2: 93 Seiten), bevor im 3. Teil Klassifikation und die Artdarstellungen folgen (72 Seiten), abschließend Anhänge, Glossar, Quellenverzeichnis und 6 Seiten Index.

Der 1. Teil ist eine Vorstellung der Biologie der Lappentaucher und beschreibt die notwendigen Anpassungen (z.B. Tauchen), die Verwandtschaft mit den Seetauchern, Evolution, Körperbau und Gefieder. Die zahlreichen Schwarzweiß-Illustrationen des Autors machen diese eher trockene Thematik lebendig und spannend. Im 2. Teil geht es um Biogeographie, ökologische Verbreitung und Einnischung der Arten, um Parasiten, Verhalten, Lautäußerungen und Kommunikation, Paarungs- und Brutbiologie, Bedrohung und Schutz.

Im Vergleich mit anderen Werken hat man die Farbtafeln nicht störend „irgendwo“ in den Text gestellt. Hier stehen sie „frei“ zwischen Teil 1 und Teil 2. Tafel 1 bietet Fotos von fünf Arten, typischen Vertretern verschiedener ökologischer Nischen. Tafel 2 zeigt drei typische Brutgebiete (Luftaufnahmen) und Tafel 3 Extremhabitate, leider nur zwei Aufnahmen von Lappentaucher-Ansammlungen. Tafel 4 mit vier Balzposen verschiedener Arten ist ungenügend. Gerade von der Balz möchte man mehr sehen. Die Tafeln 5 & 6 zeigen Brutkleider aller Arten, Tafel 7 Schlichtkleider. Die Farbzeichnungen sind sehr gelungen; doch bei den Schlichtkleidern hätte ich mir Variationen und Übergänge gewünscht. Ein größerer Abbildungs-Maßstab wäre dem Künstler gerechter geworden. Die Tafel 8 der Küken ist sehr attraktiv, doch leider überladen. Gerade diese Kleider sind nicht nur für die Erforschung der Evolution und Verwandtschaft der verschiedenen Arten hoch interessant. Sie sind auch hervorragend geeignet, den Lappentauchern Freunde zu gewinnen.

Im 3. Teil wird die Familie vorgestellt. Mit lediglich 22 rezenten Arten stellen Lappentaucher in der Systematik der Vögel eine winzig kleine Gruppe dar. Da finden wir die Phylogenie mit einem Stammbaum bis in die Unterarten. Ein kurzes Kapitel über aberrante Individuen und Hybriden fehlt nicht. Die Artbeschreibungen sind jeweils zwischen 1,5 und gut fünf, meistens ca. drei Seiten lang: Je Art eine kurze Beschreibung der Kleider und Kennzeichen, Mauser, Maße, Unterarten (etwas knapp), die Verbreitung und Wanderungen mit gut lesbaren Karten, Habitat, Status, Nahrung und Nahrungssuche, Balz- und Brutverhalten, Lebenszyklus. Gelungene Zeichnungen charakterisieren Verhaltensweisen, oft aus der Balz der Taucher.

Im Glossar werden über fünf Seiten Fachausdrücke gut verständlich erklärt. Das Quellenverzeichnis umfasst auf 20 Seiten etwa 550 Literaturstellen. Fjeldsås zahlreiche eigene Arbeiten fallen auf. Erfreulich ist die Zahl der eingesehenen europäischen, auch deutschen Quellen. Es stört aber doch, dass der erste Band des Handbuchs der Vögel Mitteleuropas fehlt.

Die Stärke dieses Werks ist die Ausführlichkeit und Übersichtlichkeit der allgemeinen Kapitel über die Biologie der Lappentaucher. Wer sich nicht nur für die Bestimmung interessiert, sondern Vögel wirklich kennen lernen will, dem sei dieses Werk sehr empfohlen.

Volker Konrad